Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek. Peter Schrenk

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Название Die Fälle des Kommissar Benedict: 6 sehr fette Krimis in einer Bibliothek
Автор произведения Peter Schrenk
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745212532



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und ihrer Fraulichkeit.

      »Aber manche immer fetter!«, stöhnt Benedict und versucht den spannenden Bauch einzuziehen.

      »Also, Vitus H Punkt! Das haben wir beide doch nicht nötig!«

      Recht hat sie. Dazu haben sie zu lange in Düsseldorf zusammengearbeitet. Gut zusammengearbeitet. Schade, dass sie sich unbedingt nach Berlin versetzen lassen musste. Na ja, bessere Chancen. Aber seit ihrem Weggang sind die Kontakte mit der Staatsanwaltschaft nicht mehr so reibungslos. Da sei Eugen Sprotte vor!

      »Wie macht sich der Kollege Grüberle denn so? Kommt ihr gut mit ihm zurecht?«

      Carola Meerkämper kratzt mit ihrem Teelöffel die letzten Reste der französischen Dessertschleckerei zusammen.

      »Ach, hätte schlimmer werden können, Meerkämperin. Um die Wahrheit zu sagen, er kommt so langsam. Aber so gut wie mit Ihnen wird das halt nie laufen!«

      Die blonde Frau in dem roten Kostüm reißt in gespielter Verzweiflung ihre blauen Augen auf. »Mir kommen ja fast die Tränen ... oder macht mir der Leiter des 1. K etwa Avancen? Muss ich unbedingt meinem Mann erzählen. Dann kann Vitus H Punkt nämlich seinen eigenen Todesfall ermitteln!«

      Benedict lacht verlegen in sich hinein. Vielleicht hat sie sogar ein ganz klein wenig den Punkt getroffen. Er hatte richtig Herzklopfen gehabt, als er um sechs Uhr abends vor dem bombastischen Säuleneingang des Moabiter Kriminalgerichts in der Turmstraße stand.

      Es war eben nicht nur die gute Zusammenarbeit damals gewesen. Er hätte sich was vorstellen können mit dieser intelligenten, selbstbewussten Frau der Staatsanwaltschaft, die auch ihre starke Ausstrahlung im Gespräch einsetzte. Da hatte es manchmal ganz schön geknistert. Aber sicher war er sich nie gewesen, ob sie ihre Beziehung eventuell auch auf einen anderen Bereich ausdehnen würde. Und immerhin, sie war verheiratet. Fast wie ein kleiner Pennäler war er den gigantischen Treppenaufgang emporgeschlichen, und erst hier, in diesem merkwürdig deplatziert wirkenden Fachwerkhäuschen namens Paris-Moskau, fühlte er sich wieder halbwegs entspannt.

      »Na? Noch einen schönen Cognac und die obligatorische Kiste?«

      Sie kennt ihn noch sehr gut. Weiß um seine heimlichen Laster. Als sie sein Zögern bemerkt, fügt sie beruhigend hinzu: »Alles aus unserem Reptilienfonds für liebe Gäste aus Westdeutschland!«

      »Nein, nein. Deshalb nicht. Aber ich platze schon aus allen Nähten!«

      »Papperlapapp! Havannas haben bekanntlich keine Kalorien!«

      Benedicts angetäuschter Widerstand fällt zusammen wie dürres Herbstlaub. Dann zeigen warmer Remy und karibisches Kraut Wirkung. Entspannt rutscht der Kommissar mit dem Rücken an die Lehne und öffnet ungeniert die Westenknöpfe.

      Oberstaatsanwältin Meerkämper zündet sich mit einem zierlichen Lackfeuerzeug eine Zigarette an. Dabei klirrt ein goldener Armreif an ihrem Handgelenk. In die Tabakwolken hinein formuliert sie vorsichtig über den abgeräumten Tisch hinweg: »Abgesehen davon, dass Sie wirklich ein bisschen aus der Form gehen, machen Sie auch sonst keinen allzu guten Eindruck, Vitus H Punkt. Was ist los mit Ihnen? Oder besser: Was ist los bei Ihnen?«

      So ist sie. Immer auf den Punkt. Benedict wiegt seinen Kopf hin und her. Soll er ...?

      »Bitte. Wir müssen uns darüber nicht unterhalten, wenn Sie nicht wollen. Aber manchmal ist es ganz gut, mit Menschen zu reden, die etwas außerhalb stehen. Es könnte helfen, oder?«

      Die Meerkämper nippt an ihrem Irish Coffee und sieht ihn aufmunternd an.

      Und dann brechen die Schleusen.

      Nach dem vierten Cognac liegt die ganze verkorkste Situation des 1. K zwischen ihnen auf dem Tisch, und Benedict merkt, dass er sich erleichtert fühlt. Allein die Tatsache, dass er das Problem Leiden-Oster vor dieser Frau ausbreiten kann, scheint dasselbe zu verkleinern. Schon jetzt sieht er in einigen Punkten klarer und glaubt, während des Erzählens eigene Fehler und auch Lösungsansätze erkannt zu haben. Und Carola Meerkämper hat noch kein Wort gesagt.

      »Das mit dem Ganser finde ich sehr gut!«

      »Was?«, schreckt Benedict aus seiner Nachdenklichkeit auf.

      »Dass Sie den Kriminalhauptmeister wieder nach Düsseldorf geholt haben! Ich kann mir vorstellen, dass er in der Lage ist, als Katalysator zu wirken. Er hat so was! Außerdem wird Ganser immer in Ihrem Sinne arbeiten ... soweit es seine Loyalität gegenüber der Institution Polizei erlaubt!«

      Vitus H. Benedict lässt sich jetzt doch einen Kaffee und ein Selters bringen.

      »Aber irgendetwas stimmt mit der Dame trotzdem nicht. Da ist so eine Gespanntheit und Aggressivität, deren Ursache keiner kennt, an die man auch nicht rankommt. Das hängt über ihr ... wie ... wie eine Aura! Klingt blöd, nicht? Eine Art Drohung von Gefahr. Komisch, oder?«

      Nachdenklich fährt die Staatsanwältin mit der Kuppe ihres Zeigefingers über den Rand des leeren Irish-Coffee-Glases. Ein melodiöses Summen erklingt.

      »Vielleicht. Aber wir beide wissen zu gut, dass unsere Arbeit oftmals auch auf solchen Ahnungen fußt. Mag sein, dass ich Ihnen da weiterhelfen kann. Haben Sie schon mal ihre Personalakte daraufhin durchforstet?«

      »Ja. In aller Ausgiebigkeit. Nichts Greifbares zu finden.«

      »Mmh, Sie sagen, dass sie vorher in Köln war. Dezernat für Sexualstraftaten?«

      »Genau. In Köln.«

      »Ich kenne die Leiterin der Kriminalgruppe, die für Ihre Kollegin zuständig gewesen sein muss, recht gut. Wenn Sie nichts dagegen haben, spreche ich mal mit ihr über die Kommissarin Leiden-Oster!«

      Gegen halb zwölf setzt ihn die Staatsanwältin am Savoy ab. Die drei ISAT-Kollegen sind wohl noch unterwegs. Sie scheinen den Begriff Polizeistunde verstanden zu haben. Benedict geht mit dem wohligen Gefühl zu Bett, einen richtig gelungenen Abend verbracht zu haben. Trotz des vollen Magens schläft er ungewohnt ruhig ein.

      Draußen ist es grau in grau. Um 8 Uhr früh, an einem Sonnabend, ist es auch in einer Metropole noch ziemlich ruhig. Als Benedict in den Frühstücksraum kommt, ist der Brötchenkorb schon leer, und seine drei Kollegen sitzen über Spiegeleiern mit krossem Speck. Putzmunter sehen sie wieder aus mit ihren roten Augen und den wasserfrisierten Morgenköpfen.

      »Morning everybody! Alles klar?«

      Der Hauptkommissar versucht, sich mit seinem Kaffee an den Nebentisch zu verziehen, aber Jerry Hart räumt den Stuhl neben sich von den Morgenzeitungen und nötigt ihn mit einer energischen Handbewegung in die Runde der Esser. Allein davon schon dreht sich Benedict fast der Magen um. Die Eier triefen von Fett. Er hat vorhin kaum die Hose zugekriegt und sich statt der Weste einen Rollkragenpullover übergezogen.

      »Na, noch Schrippen?«, fragt das Frühstücksmädchen die Tischrunde.

      »Nein, danke«, sagt Benedict morgenfaul, wird aber übertönt von dem lauten »aber sicher, schöne Frau!« des Iren O’Connell.

      Knackig sehen sie aus und knusprig, die Schrippen in dem Bastkörbchen. Herrlicher Morgenduft. Und es werden immer weniger, sehr schnell. So greift der Hauptkommissar denn doch noch zu und sichert sich eine der hellbraunen Berliner Köstlichkeiten. Er lässt sich sogar noch einen Schusterjungen bringen, wie seine geliebten Röggelchen hier genannt werden.

      »Wie war’s gestern? Wann seid ihr zurück gewesen?«

      Die drei grinsen sich an wie Schulbuben nach einem gelungenen Streich. »So gegen vier.«

      »Was haltet ihr von der Sache mit der Wohnung?«

      Die gerade noch feixenden Gesichter der drei Frühheimkehrer verziehen sich zu einer skeptischen Grimasse. Wie auf Kommando legen sie klappernd die Bestecke zurück auf ihre Teller.

      Dann meint McGrath, während er schnell einen Bissen hinunterschluckt: »Wir wollen noch abwarten, was die Untersuchung der Sprengsätze nachher ergibt.«

      »Vor