Afrikanische Mythen und Magie. Leo Frobenius

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Название Afrikanische Mythen und Magie
Автор произведения Leo Frobenius
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783849615048



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jeder, der ein Baschi macht, murmelt darüber den Namen Soma.

      Eine besondere Art der Baschi sind die Korte, die in ganz ähnlicher Weise zu den Menschen kamen. Die Mythe berichtet: "Dumsu Golloni (oder Ngolloni, der Jäger) war eines Tages auf der Jagd. Er beobachtete, wie ein Balla (Stachelschwein) in eine Höhle lief. Das Balla hatte ihn nicht gesehen. Der Dumsu Golloni kam dicht heran und sah und hörte nun, wie sich einige Balla miteinander unterhielten. Das alte Balla, das wie alle Balla damals nur eine Borste hatte, sagte: "Das wäre ein ausgezeichnetes Korte für die Menschen. Sie müßten unsern Stachel nehmen, vom Schmied ein Geldstückchen anfertigen und das mit einem Faden an den Stachel binden lassen. Das wäre noch ein ausgezeichnetes Korte für die Menschen. Wenn sie einen Menschen töten wollten, müßten sie seinen Namen aussprechen und das Korte in seine Richtung werfen. Der würde dann sterben." Ein anderer Balla fragte: "Wenn ein Mensch nun auf diese Weise getroffen ist, gibt es für ihn kein Mittel zu entkommen? Muß er in jedem Fall sterben?" Das alte Stachelschwein sagte: "Es ist gut, daß kein Mensch da ist, der das, was ich hier sage, hört. So kann ich euch das ja auch wiederholen. Gewiß gibt es ein Mittel dagegen, das gibt der Daganindugumalo, ein kleiner Buschbaum. Wenn der trocken ist, kann man davon zerstoßen und aufstreuen oder abkochen und mit dem Wasser sich waschen. Wer das tut, der ist gegen das Korte sicher." Das andere Balla sagte: "Sei vorsichtig! Es könnte ein Mensch in der Nähe sein." Das erste Balla sagte: "Nein, es ist kein Mensch da." Das andere Balla sagte: "Sei vorsichtig!" Das erste Balla zog trotz der Warnung sein Kleid (seine Haut) aus. Dumsu Ngolloni schoß. Er traf. Er hatte nun alles gehört und wußte mit dem Korte Bescheid. Er nahm die Haut und brachte den Stachel zu den Schmieden. Er gab die Angelegenheit in ihre Hände.

      Jäger und Waldgeist

      Ein Jäger erhielt von einem Uoklo (Waldgeist) ein Baschi. Der Uoklo sagte: "Ich will dir das Baschi für die Zeit von sieben Jahren geben. Wenn die sieben Jahre abgelaufen sein werden, werde ich dir das Baschi wieder nehmen, und du wirst es mir dann mit deinem Leben bezahlen." Der Jäger sagte: "Es ist gut; ich warte also sieben Jahre." Der Jäger hatte einen Hund. Eines Tages vor Ablauf der sieben Jahre fiel der Uoklo den Jäger im Wald an. Der Jäger rief seinen Hund Fotokulumani. Der Hund kam herbei und tötete den Uoklo. Der Jäger nahm nun dem Uoklo alle seine Baschi. Er hatte nun viele Baschi und viel Glück. Auf dem Heimweg erlegte er schon einen Elefanten.

      Der große Jäger Kelle-serri

      In sehr alten Zeiten lebte in dem Dorfe Sunga, das in Djenne-dugu (im Djennegebiet) gelegen ist, ein größer Jäger, der hieß Kelle-serri. Der Jäger Kelle-serri war aber auch ein großer Trinker, und er pflegte sich alle Abende zu betrinken. Eines Tages hatte er sich auch wieder betrunken. Da sagte er zu seinem Sohn Konni: "Geh in jener Richtung in den Busch. Da wirst du die Tiere treffen. Die Tiere feiern gerade ein Fest und tanzen. Geh hin und sieh dir das an." Konni sagte: "Gut, ich werde gehen."

      Konni machte sich auf den Weg. Er lief in die Richtung, die der Vater ihm angegeben hatte. Er kam auch nach einiger Zeit an eine Stelle, da tanzten viele Koba. Die Koba-Antilopen waren aber nicht allein. Es waren da auch noch die Dschinn, das waren Geisterchen, die nicht höher waren, als ein Knie reicht, die auf dem Rücken eine Silbermütze trugen und in der Hand einen Wedel mit Zaubermitteln darin führten. Konni schoß auf eine Koba. Er traf sie; sie fiel. Ein kleiner Dschinn schlug die Koba aber mit seinem Wedel. Darauf sprang die getroffene Koba heil und lebendig auf. Der Dschinn rief: "Das hat dein Vater nicht gesagt", und dann liefen alle Koba und Dschinn in den Busch (Ein "Beisitzender" erklärt, das wäre insofern falsch erzählt, als das nicht viele Koba und viele Dschinn gewesen wären, die hier tanzten, sondern daß da nur ein Dschinn und eine Koba ruhig des Weges gegangen wären. Erst nachher hätte Konni die vielen, und zwar tanzenden Koba und Dschinn getroffen. Andere "Beisitzende" stimmen dem zu und beginnen mit dem sonst sehr sicheren Erzähler einen Streit.)

      Konni ging weiter. Nach einiger Zeit kam er an eine Stelle, da waren sehr, sehr viele Koba und Dschinn versammelt. Hier war ein sehr, sehr großes Tanzfest veranstaltet. Sowohl die Dschinn als die Koba hatten einen Balafon (Kalebassen-Pianino). Konni sah dem eine Weile zu. Dann nahm er seine Waffe und zielte nach einer trächtigen Büffelkuh. Das ungeborene Kälbchen im Bauch der Büffelkuh rief aber: "Töte nicht meine Mutter!" Dann ging Konni zu den Tanzenden hin. Er setzte sich am Boden nieder. Er schaute dem Spiel der Koba und Dschinn zu und hielt dabei den Bogen stets gespannt in der Hand.

      Kelle-serri, der Vater Konnis, saß inzwischen daheim beim Topf mit Dolo und trank. Er sagte bei sich: "Mein Sohn Konni bleibt recht lange fort; ich werde ihm doch einmal nachgehen und sehen, was er macht." Kelle-serri nahm seinen Bogen und die Pfeile und machte sich auf den Weg. Er folgte so lange, bis er dahin kam, wo die Koba und Dschinn tanzten und wo auch sein Sohn Konni saß. Konni erzählte dem Vater alles, was er gesehen hatte. Kelle-serri sagte: "Es ist gut. Wir wollen nun beide schießen. Wir wollen gleichzeitig schießen, du auf eine trächtige Kuh, ich auf einen Dschinn." Die beiden schossen. Beide Pfeile trafen. Die trächtige Koba-Kuh und der Dschinn fielen tot zu Boden.

      Die anderen Dschinn flohen. Sie nahmen ihr Balafon mit. Die Koba rannten so kopflos von dannen, daß sie ihr Balafon am Boden liegen ließen. Darauf sagte Kelle-serri: "Ich werde den silbernen Armring des getöteten Dschinn abstreifen. Den Armring und das Balafon wollen wir mit uns nehmen. Das andere lassen wir für heute liegen, denn es ist schon sehr dunkel. Morgen können wir zurückkommen und die Koba aufteilen." Sie taten es und kehrten so in ihr Dorf zurück.

      Am anderen Tage kehrten Kelle-serri und Konni zu der Stelle zurück. Sie fanden aber, daß Schakal und Geier die Koba gefressen hatten. Sie waren ärgerlich und wollten den Geier und den Schakal jagen und töten, sahen dann aber nur an einem Baum einen Büffel stehen. Sie nahmen ihre Pfeile und schossen nach dem Büffel. Sie töteten den Büffel. Sie sahen noch einen Büffel. Sie nahmen ihre Pfeile und schossen auch noch diesen Büffel. Sie töteten den Büffel. Der Vater sagte zu Konni: "Nun wollen wir aber für die nötigen Medikamente für Schakal und Geier sorgen, damit es uns nicht heute wieder so mit den Büffeln geht wie gestern mit den Koba." Kelle-serri und Konni strichen nun starken Vogelleim auf die Zweige des Baumes, unter dem die getöteten Büffel lagen. Sie bauten rund herum Fallen für die Schakale. Dann gingen sie nach Hause.

      Als sie am anderen Tage sich vorsichtig dem Platz näherten, sahen sie, daß die Schakale in den Fallen gefangen waren und daß die Geier auf den Baumzweigen festsaßen, von denen aus sie auf die Büffel hatten herunterfliegen wollen. Sie sahen in der Luft zwei kleine Kokako (Vögel mit hübschen Schnäbeln) herumfliegen. Sie hörten, wie ein alter Geier den Kokako zurief: "Kommt doch, meine beiden kleinen Dialli (Sänger) und helft mir. Singt mir ein hübsches Lied, damit die Jäger nicht alle Tiere töten können." Die beiden Kokako taten es. Sie holten ihre Jägergitarre und begannen zu singen. Die beiden Jäger hörten und sahen es aber.

      So lernten die Menschen die Jägergitarre (die Dusu-ngonni) und das Balafon kennen. Zuerst war die Gitarre in den Händen der Balo (Jägerstamm), die von den Fanne abstammen.

      Die Zauberin Subachamussu

      Eine Subachamussu (Zauberin, die Menschen frißt; mussu = Frau) gebar jedes Jahr ein Kind und fraß es dann auf. Sie gebar wieder ein Kind. Der Knabe hieß Mamadu bomie. Seine Mutter wollte ihn alsbald essen. Der Knabe sagte: "Laß mich jetzt. Iß mich, wenn ich größer geworden bin. Dann werde ich fett sein und du wirst etwas von mir haben." Die Subachamussu ging. Nach einiger Zeit kam die Subachamussu wieder, um Mamadu bomie zu verzehren. Der Knabe sagte: "Laß mich erst noch mit den andern Knaben beschnitten sein, dann hast du etwas Rechtes von mir." Die Subachamussu ging. Sie kam nach einiger Zeit doch wieder, um Mamadu bomie zu verzehren. Mamadu bomie sagte: "Ich bin jetzt von der Beschneidungszeit etwas mager. Warte, bis ich mich herangefüttert haben werde, dann hast du etwas recht Gutes." Die Mutter ging.

      Nach einiger Zeit kam die Subachamussu wieder, um Mamadu bomie zu verzehren. Mamadu bomie sagte: "Laß mich doch erst heiraten, denn dann hast du doch nachher zwei Menschen zu verzehren!" Die Mutter ging und ließ ihn heiraten.

      Nach einiger Zeit kam die Subachamussu wieder, um Mamadu bomie zu verzehren. Mamadu bomie sagte: "Kaufe mir erst ein Pferd. Dann hast du nachher dreifach gute Speise." Die Mutter ging und kaufte ihm ein Pferd. Nach einiger Zeit kam die Subachamussu wieder, um Mamadu bomie zu verzehren. Mamadu bomie sagte: "Kaufe mir erst ein Messer; wenn