Herzjuwel. Geshe Kelsang Gyatso

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Название Herzjuwel
Автор произведения Geshe Kelsang Gyatso
Жанр Философия
Серия
Издательство Философия
Год выпуска 0
isbn 9783752999327



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die glücklichen Menschen von Tibet, dem Lande des Schnees, ist Eure Güte, o Beschützer, unvorstellbar.

      Ich selbst im besonderen, Gendundrub, ein Halter von Nyomlä,

      Verdanke es einzig Eurer Güte, o Ehrwürdiger Vater und Ehrwürdige Söhne,

      Daß mein Geist auf den Dharma gerichtet ist.

      Von jetzt an bis ich Erleuchtung erlange,

      Werde ich keine andere Zuflucht als Euch suchen.

      O Ehrwürdiger Vater und Ehrwürdige Söhne,

      Bitte sorgt für mich mit Eurem Mitgefühl.

      Obwohl ich Eure Güte nicht erwidern kann, o Beschützer,

      Bete ich dafür, daß ich mit einem Geist, frei von Beeinflussung durch Anhaftung und Haß,

      Danach streben möge, Eure Lehre zu bewahren und gedeihen zu lassen,

      Ohne dieses Bestreben jemals aufzugeben.

      Nur schon das vertrauensvolle Visualisieren von Je Tsongkhapa ist eine kraftvolle Methode, um die Segnungen aller Buddhas zu empfangen, und mit starkem Vertrauen wird unser Haus bereits durch das Aufstellen einer Statue Je Tsongkhapas in einen heiligen Ort verwandelt, und sie wird uns vor Armut beschützen.

      Als Je Tsongkhapa starb, war das ganze Land von Trauer über den Verlust seines kostbaren Lehrers überwältigt. Nicht nur konnten ihn die Menschen jetzt nicht mehr persönlich sehen, sondern, da es nur wenige Darstellungen von ihm gab, konnten die meisten nicht einmal eine Abbildung von ihm betrachten. Folglich begannen viele Kunsthandwerker Statuen anzufertigen und Thangkhas von ihm zu malen. Zwar hatte Je Tsongkhapa während seines Lebens seine Wunderkräfte nicht öffentlich gezeigt, doch nach seinem Tod vollbrachte er durch diese Statuen und Thangkhas viele Wunder. Besonders acht Statuen sind seit damals sehr berühmt geworden. Sie sind bekannt als:

      1. Je she par ma (Die Ehrwürdige, die mit einem Lächeln verschwand)

      2. Je nga dra ma (Die Ehrwürdige, die ein besseres Abbild ist)

      3. Je shen pän ma (Die Ehrwürdige, die anderen nützlicher ist)

      4. Je ku thim ma (Die Ehrwürdige, die sich in den Körper auflöste)

      5. Je nam pur ma (Die Ehrwürdige, die in den Raum aufstieg)

      6. Je tsong pön gelek ma (Die Ehrwürdige, Oberkaufmann Gelek)

      7. Je tsö dog ma (Die Ehrwürdige, die Konflikte befriedet)

      8. Je ling pur ma (Die Ehrwürdige, die in ein anderes Land ging)

      Die Geschichte der ersten Statue ist folgende: Einst bemühte sich ein demütiger Praktizierender, eine Statue Je Tsongkhapas für sein Retreat zu finden. Da ihm dies nicht gelang, fertigte er während seines Retreats eine kleine Statue an und stellte sie auf seinen Altar. Diese Statue war für ihn wie der lebendige Je Tsongkhapa, und jeden Tag brachte er ihr vor Beginn seiner Meditation Gaben dar und machte Verbeugungen. Als er sich eines Tages von der Meditation erhob, bemerkte er, daß sich die Statue langsam in Licht auflöste. Während er dies beobachtete, lächelte die Statue plötzlich, stieg in den Raum auf und verschwand vollkommen. Der Praktizierende war erstaunt und konnte kaum glauben, was er gesehen hatte. Nach reiflicher Überlegung entschloß er sich, zu seinem Lehrer zu gehen und ihm die Vorkommnisse zu erzählen. Sein Lehrer war hoch erfreut und beauftragte ihn, eine weitere Statue anzufertigen, die der ersten exakt gleichen sollte. Er tat, wie ihm geheißen, und es ist diese Statue, die schließlich unter dem Namen «Die Ehrwürdige, die mit einem Lächeln verschwand» bekannt wurde.

      Die zweite und dritte Statue wurde von zwei Kunsthandwerkern hergestellt, die in einem freundschaftlichen Wettbewerb feststellen wollten, wer geschickter in der Herstellung von Statuen war. Sie brachten die beiden Statuen einem hohen Lama zur Beurteilung. Als der Lama diese mit einem vertrauensvollen Geist untersuchte, begann die eine zu sprechen und sagte: «Ich bin das bessere Abbild.» Daraufhin erwiderte die andere: «Aber ich bin anderen nützlicher.» So erhielten diese beiden berühmten Statuen ihre Namen.

      Die vierte wurde nach einer Statue benannt, die einem Praktizierenden namens Nyungnä Lama gehörte, dessen Hauptpraxis der Guru-Yoga von Je Tsongkhapa war. Nyungnä Lama hatte eine Statue Je Tsongkhapas auf seinem Altar, und er betrachtete sie als den lebendigen Je Tsongkhapa. Jeden Tag praktizierte Nyungnä Lama den Guru-Yoga, beginnend mit der Zufluchtnahme bis zum Auflösen Guru Tsongkhapas in sein Herz. Da er so aufrichtig praktizierte, entwickelte er ein sehr reines Herz und erzielte eine besondere Erfahrung von Konzentration. Eines Tages, als er die Auflösung Je Tsongkhapas in sein Herz visualisierte, erlebte er, wie sich seine Statue tatsächlich in ihn auflöste, und als er sich von der Meditation erhob, war die Statue auf seinem Altar verschwunden. Nach dieser Erfahrung erlangte er schnell viele hohe Realisationen. Die Kunde dieses Ereignisses verbreitete sich, und der Handwerker, der die Statue angefertigt hatte, wurde sehr berühmt. Später stellte er eine weitere Statue Je Tsongkhapas her, die er «Die Ehrwürdige, die sich in den Körper auflöste» nannte.

      Die fünfte Statue gehörte einem Kloster. Dort beobachtete ein besonders aufrichtiger Praktizierender des öfteren, wie sich die Statue in den Raum erhob und dann zu ihrem Platz auf dem Altar zurückkehrte. Deshalb wurde diese Statue unter dem Namen «Die Ehrwürdige, die in den Raum aufstieg» bekannt.

      Die sechste Statue wurde von einem Minister der Regierung angefertigt, der ein vertrauensvoller Schüler Je Tsongkhapas war. Je Tsongkhapa selbst hatte diese Statue gesegnet. Eines Tages jedoch stahl sie ein böser Mensch aus Neid, brachte sie weit weg und warf sie in einen großen Fluß. Einige Zeit später reiste ein wichtiger Kaufmann namens Gelek zu Pferde durch jene Gegend und bemerkte einen Regenbogen in leuchtenden Farben, der senkrecht im Raume stand und dem Flußbett zu entspringen schien. Er dachte, daß dies ein ungewöhnliches Zeichen sei, und beschloß daher, die Nacht in der Nähe zu verbringen. Am nächsten Morgen war der Regenbogen noch immer da, und so entschloß er sich, weitere Nachforschungen anzustellen. Zwar konnte die örtliche Bevölkerung im Fluß nichts entdecken, doch Gelek war nicht überzeugt. Er sicherte sich mit Seilen, watete in den eiskalten Fluß und tauchte auf den Grund. Dort fand er die Statue Je Tsongkhapas, die Regenbogenlicht in leuchtenden Farben ausstrahlte. Als er wieder auftauchte, waren die Zuschauer erstaunt, daß er nicht ertrunken war, und noch erstaunter waren sie angesichts der kostbaren Statue in seinen Händen. Da es der Oberkaufmann Gelek war, der die Statue geborgen hatte, wurde sie anschließend als «Die Ehrwürdige, Oberkaufmann Gelek» bekannt.

      Die siebte Statue stammte aus einer Gegend im östlichen Tibet, wo einst ein lang anhaltender Bürgerkrieg herrschte. Die Ortsbewohner sehnten sich nach einer Beendigung der Kämpfe, und so gingen sie zu einem Lama in der Nähe, der hohes Ansehen als großer Meditierender genoß und fragten ihn, was sie tun sollten. Er sagte, sie sollten eine große Statue Je Tsongkhapas in ihrer Stadt bauen und Darbringungen und Bitten vor ihr machen. Dies taten sie, und bald darauf endeten die Kämpfe, und der Friede kehrte in jene Gegend zurück. Diese Statue wurde später unter dem Namen «Die Ehrwürdige, die Konflikte befriedet» bekannt.

      Die achte Statue wurde nach einer hochverehrten Statue Je Tsongkhapas benannt, die auf geheimnisvolle Art und Weise aus Tibet verschwand. Reine Praktizierende mit Hellsicht erkannten, daß sich die Statue in ein anderes, weit entferntes Land begeben hatte, wo der Boden mit Diamanten bestreut war und Sprache und Sitten vollkommen anders waren. Sie erkannten auch, daß die Statue den Menschen in jenem Land von Nutzen war, und beschlossen deshalb, eine weitere, ihr ähnliche Statue anzufertigen; sie nannten sie «Die Ehrwürdige, die in ein anderes Land ging».

      Wunder wie diese sind nicht auf frühere Zeiten beschränkt. Auch heute noch gibt es viele Statuen und andere Darstellungen Je Tsongkhapas, die besondere Qualitäten besitzen. Als ich mich im Kloster Sera in Tibet aufhielt, war ich zum Beispiel gut bekannt mit einem Geshe namens Geshe Jatse. Als dieser seine Geshe-Schulung beendet hatte, zog er sich in eine Berghöhle zurück, um in Abgeschiedenheit zu meditieren. Er blieb für den Rest seines Lebens dort und lebte genau wie Milarepa. Als er starb, gingen seine zahlreichen Schüler gemeinsam mit vielen Zuschauern zur Höhle, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Zu ihrem