Sprachwandel - Bedeutungswandel. Sascha Bechmann

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Название Sprachwandel - Bedeutungswandel
Автор произведения Sascha Bechmann
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783846345368



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richtigen Umgang mit diesem Buch voranschicken.

      Dieses Studienbuch versteht sich als Arbeitsbuch und ist in erster Linie für das Selbststudium geschrieben. Ich habe versucht, Komplexes einfach darzustellen. Das bleibt nicht ohne Folgen. Wissenschaftliche Unschärfe hier und da mögen mir meine Fachkolleginnen und -kollegen nachsehen. Denn: Für diese Leserschaft ist dieses Buch nicht geschrieben worden. Der Anspruch an dieses Buch lautet: Es kann weitestgehend ohne Vorwissen gelesen werden. Dass eine diesem Anspruch verpflichtete Einführung nicht möglich ist, ohne das ein oder andere zu verkürzen und zu simplifizieren, ist klar – und eher eine Stärke als eine Schwäche dieses Buches.

      Selbstgesteuertes Lernen soll dazu dienen, einen möglichst nachhaltigen Lernerfolg zu erzielen. Die Leser werden dazu befähigt, sich die wesentlichen Inhalte selbstständig anzueignen. Dazu werden die Inhalte anschaulich und unter weitgehendem Verzicht auf (für das Verständnis unnötige) Fachterminologie vermittelt. Die hohe Kunst der fachsprachlichen Reduktion gerät bei basalen WissensbeständenWissensbestände unseres Faches aber an ihre Grenzen. Ich empfehle daher, vor der Lektüre eine Einführungsveranstaltung in die Sprachwissenschaft zu besuchen.

      Als begleitendes Nachschlagewerk zu dieser Einführung empfehle ich Ihnen das „Lexikon der Sprachwissenschaft“ von HADUMOD BUSSMANN. Darin lassen sich alle nicht vermeidbaren Fachwörter nachlesen – es ist zudem ein unabdingbarer Begleiter durch Ihr sprachwissenschaftliches Studium. Dieses Lexikon ist nicht nur deshalb von unschätzbarem Wert, weil darin die wesentlichen Begriffe der Sprachwissenschaft präzise erklärt werden, sondern auch, weil sich eine reichhaltige Fülle an Literaturempfehlungen zu jedem Einzelaspekt finden lässt. Alternativ kann ich Ihnen das hervorragende linguistische Wörterbuch von THEODOR LEWANDOWSKI aus dem Jahr 1994 ans Herz legen, das aber leider nur noch antiquarisch zu beziehen ist. Wesentliche Begriffe, die heute zum Wissensbestand der Sprachwissenschaft zählen, fehlen zwar darin, dennoch ist es ein wertvolles Hilfsmittel.

      Die vorliegende Einführung soll Ihnen als Kompass und als Richtschnur dienen, damit Sie erste (eigene) Wege durch das spannende und weite Feld des Sprach- und Bedeutungswandels finden können. Dafür benötigt es eine sinnvolle Struktur. Wie ein roter Faden ziehen sich deshalb einige Aspekte durch dieses Buch, die helfen sollen, sich zurecht zu finden. Dies sind im Wesentlichen folgende Elemente und Strukturen:

      Wichtige Grundbegriffe sind im Text durch Fettdruck hervorgehoben. Die linguistischen Theorien und Modelle in diesem Buch sind an der konkreten sprachlichen WirklichkeitWirklichkeitsprachliche ausgerichtet. Anschauliche Beispielsätze und historisches Datenmaterial werden das Verständnis erleichtern. Zudem werden wissenschaftstheoretische Kernthesen in diesem Buch optisch hervorgehoben. An manchen Stellen werden Ihnen zudem bedeutende Vertreter einer Theorie oder eines Faches in einem kurzen Who is who vorgestellt.

      Kernthesen und präzise Merksätze, die das Verständnis erleichtern, werden durch Textboxen optisch hervorgehoben. Die Boxen sind durch dieses SymbolSymbol markiert: [bad img format].

      Alle Kapitel beginnen mit dem Abschnitt „Ziele und Warm-up“. Hier finden Sie eine kurze Erläuterung des Gegenstands des jeweiligen Kapitels sowie die avisierten Lernziele. Unter dem Aspekt Warm-up sollen intuitiv zu beantwortende Impulsfragen zum ersten Nachdenken über die dann folgende Thematik anregen. Sie erkennen das Warm-up an diesem SymbolSymbol: [bad img format].

      Hinweise zu weiterführender Literatur zum Inhalt des vorangestellten Lehrstoffs runden jedes Kapitel ab. Dabei handelt es sich um eine Auswahl, die weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Exklusivität erhebt. In aller Regel werden hier nur diejenigen Werke empfohlen, die in einem unmittelbaren Bezug zu den Inhalten des Kapitels stehen. Erkennbar sind diese Literaturhinweise an diesem SymbolSymbol: [bad img format].

      Beiden Teilen dieses Buchs ist mit Kapitel 7 und Kapitel 14 jeweils ein eigener Wiederholungs- und Übungsteil gewidmet (Repetitorium). Dort finden Sie kurze und prägnante Zusammenfassungen der Kapitel. Sie können die Repetitorien im Ganzen durcharbeiten – oder jeweils im Anschluss an die einzelnen Kapitel. Sie selbst bestimmen, wann und wie Sie Ihr Wissen festigen. Übungsaufgaben dienen der Selbstüberprüfung des Wissens und lassen sich ohne weitere Hilfsmittel in angemessener Zeit beantworten. Auf Lösungen kann und soll bewusst verzichtet werden, da Standardlösungen und -antworten nicht gewünscht sind. Vielmehr sollen die Fragen der Beschäftigung mit dem vermittelten Stoff dienen und sind so konzipiert, dass sie eindeutig zu beantworten sind. Sie erkennen die Übungsaufgaben an diesem SymbolSymbol: [bad img format]

      Kapitel 7 und 14 bieten zudem Arbeitshilfen für Dozierende wie mögliche Klausurfragen zur zielgerichteten Überprüfung der Lernziele oder Vorschläge für Hausarbeitsthemen. Hinweise für Dozierende finden sich auch an anderen Stellen des Buchs und sollen Anregungen für die akademische Lehre liefern, sofern diese Einführung in der universitären Lehre verwendet wird.

      Dem Textteil ist ein ausführliches Literaturverzeichnis angefügt. Es bildet die Beiträge zum Forschungsfeld in weiten Teilen ab, erhebt aber ebenfalls keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zusätzlich gibt es ein hilfreiches Verzeichnis mit Grundlagenliteratur zum Sprachwandel.

      Das Studienbuch enthält im Anhang ein Sachwortverzeichnis, das den Zugriff auf wichtige Begriffe vereinfacht. Ein Glossar mit wichtigen linguistischen Grundbegriffen rundet den Band ab.

      [bad img format]Hinweis für Dozierende:

      Die Gliederung des Studienbuches in 14 Kapitel ermöglicht es Lehrenden, das Buch zur Grundlage eines einsemestrigen Seminars zu machen. Dabei kann jedes Kapitel Inhalt einer Sitzung sein und z.B. durch historisches Datenmaterial, Übungstexte, Originalarbeiten o.Ä. ergänzt werden. Hier empfehlen sich beispielsweise das umfangreiche Textkorpus zum Frühneuhochdeutschen (Bonner Frühneuhochdeutsch-Korpus; online verfügbar unter www.korpora.org/fnhd) oder das Korpus zur mittelhochdeutschen Sprach- und Literaturgeschichte der Universität Trier (Digitales mittelhochdeutsches Textarchiv; online verfügbar unter http://mhgta.uni-trier.de).

      Die Inhalte der einzelnen Kapitel können im Hochschulunterricht in teilnehmerorientierten Sozialformen (Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Partnerarbeit, offene Moderation) gewinnbringend und aktivierend erarbeitet werden. Da Kapitel 7 und 14 der Wiederholung dienen, wäre es anzudenken, die Sitzungen 7 und 14 für Zwischen- und Abschlussprüfungen zu nutzen.

      Der besseren Lesbarkeit halber werden Personenbezeichnungen in diesem Buch in der maskulinen Form genannt. Verstehen Sie dies bitte einzig unter dem Aspekt der sprachlichen ÖkonomieÖkonomie – die im Übrigen eine wichtige Bedingung für Sprachwandel ist. Auf einer Waage, die zwischen sprachlicher political correctness einerseits und guter Lesbarkeit von Texten andererseits pendelt, bevorzuge ich stets den Ausschlag zugunsten der Prägnanz.

      I Sprachwandel

      Sprachen sind bei Weitem das wichtigste Vehikel

      kultureller Entfaltung und zugleich das wichtigste Element

      nationaler, übrigens auch persönlicher, Identität.

      Helmut Schmidt (1918–2015)

      1 Was ist Sprache — und woher kommt sie?

      Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiss nichts von seiner eigenen.

      JOHANN WOLFGANG GOETHE (1749–1832)

      [bad img format]Ziele und Warm-up

      Der Begriff Sprachwandel begegnet uns nicht nur im wissenschaftlichen Diskurs, sondern auch im Alltag (z.B. in den Medien). Besonders im Zusammenhang mit Stil und „gutem Ausdruck“ wird oft intensiv diskutiert, in welchem Zustand sich unsere Sprache befindet. Sprachwandel wird immer dann zum Thema, wenn Veränderungen auffällig werden. Solche Veränderungen werden gerne als Fehler oder zumindest als Abweichungen von der sprachlichen Norm interpretiert. Vor allem im Vergleich zu früheren Sprachzuständen